Wir wachsen weiter als Nordportal der Region

von Mark Eberli

Mark Eberli - Der Stadtpräsident von Bülach über die Folgen des Wachstums in der Region und welche Schwerpunkte er jetzt in der Wirtschaftspolitik setzt.
 
INTERVIEW: FLORIAN FELS in der Handelzeitung vom 22.10.2020, Seite 49

Jährlich ziehen rund 1000 Menschen nach Bülach. Was macht die Stadt so attraktiv?
Mark Eberli: Vermutlich ist es der gute Mix: Es gibt modernen und erschwinglichen Wohnraum und bei den Bildungsangeboten verfügen wir über alles: Von der Berufswahlschule über die Berufsschule bis zur Kantonsschule. Zudem hat Bülach zwei Spitäler (Regionalspital und Uroviva) mit vielen Spezialisten, verfügt über ein sehr gut ausgebautes Angebot für Wohnen im Alter und hervorragende Einkaufsmöglichkeiten. In zwanzig Minuten sind Sie in Zürich oder Winterthur, in zehn Minuten am Flughafen und in fünf Minuten im Grünen. Dazu eine wunderschöne, historische Altstadt.

Welche Herausforderungen bringt das Bevölkerungswachstum mit sich?
Zuerst bringt das Wachstum neue Menschen nach Bülach; mit neuen Perspektiven und Ansprüchen, mit Vielfalt und einem Ja zu Bülach – sonst wären sie nicht hierher gezügelt. Herzlich willkommen!
 
Was heisst das konkret?
Mehr Menschen bedeutet auch, dass mehr Personen unsere Dienstleistungen in Anspruch nehmen, dass mehr Schülerinnen und Schüler zur Schule gehen, mehr Menschen unterwegs sind und dafür muss die Infrastruktur aufgestockt werden. Wir planen zwei neue Schulhäuser, wir benötigen eine neue regionale Sportanlage und auch ein Kultur- und Begegnungszentrum, um nur ein paar Beispiele zu nennen.
 
Das kostet alles viel Geld.
Die Finanzierung dieser Investitionen ist eine der grössten, wenn nicht die grösste Herausforderung in den nächsten Jahren.
 
Und jetzt sind wir auch noch in der Krise.
Kurzfristig ist noch wenig zu spüren, was auch damit zu tun hat, dass wir insbesondere im KMU-Bereich eine starke Bauwirtschaft haben. In der Industrie ist das Bild, je nach Branche, heterogen. Einige wenige Unternehmen sind betroffen. Die Lage ist aber fragil. Was klar ist: Wir rechnen mit weniger Ertrag aufgrund sinkender Steuererträge und auch aufgrund eines tieferen Finanzausgleichs.
 
Weitere Unternehmen in Bülach würden auch mehr Steuern zahlen.
Bülach ist attraktiv für Unternehmen, aber es ist in der Tat eines unserer wichtigsten Ziele, in diesem Bereich noch mehr zu tun. Lediglich 10 Prozent unserer Steuereinnahmen stammen von juristischen Personen, diese Einnahmen möchten wir steigern und auch das Verhältnis von Arbeitsplätzen und Bewohnern ändern. Wir haben knapp 22 000 Einwohner, aber «nur» 10 000 Arbeitsplätze.
 
Wie wollen Sie das umsetzen?
Bereits in meiner ersten Legislaturperiode haben wir eine Wirtschaftsstrategie entworfen und auf dieser Grundlage Anfang 2019 Réne Götz mandatiert, um den Bereich Wirtschaftsförderung in den nächsten vier Jahren aufzubauen. In unserer Vision 2040 sind sechs strategische Stossrichtungen für die Wirtschaft definiert: Ansiedlung von wertschöpfungsstarken Unternehmen, Innovations- und Technologieförderung, Bereitstellung zentraler Infrastruktur, Entwicklung eines dynamischen Stadtzentrums, gezieltes Standortmarketing und Aufbau und Festigung kommunaler und regionaler Netzwerke.
 
Gibt es auch kurzfristigere Ziele vor 2040?
Ja, konkret wollen wir die Anzahl der Arbeitskräfte und die Steuereinnahmen von Unternehmen innerhalb der nächsten drei Jahre um 10 Prozent steigern.
 
Nur, wenn die Krise Sie nicht ausbremst.
Trotz einer gewissen Delle im BIP der Jahre 2020 und 2021 gehen wir auch in Bezug auf die Arbeitsplätze und die Anzahl Betriebe für die nächsten Jahre von einem Wachstum aus. Zum einen ist dies auf die räumliche Ausdehnung des nach wie vor starken Wirtschaftsmotors Zürich nach Norden zurückzuführen, zum Zweiten werden die diversen konkreten Arealentwicklungs- und Investitionsvorhaben zu einer merklichen Ausdehnung von Gewerbeflächen in der Stadt führen, was neue Betriebe nach Bülach bringen wird.
 
Innovationsförderung ist ein strategischer Schwerpunkt. Was planen Sie genau?
Wir arbeiten intensiv an einem Zentrum für Innovation im Gesundheitswesen. Das Projekt läuft noch unter dem Arbeitstitel «Innovationszentrum – ICT meets Health». Im zukünftigen Technologiepark erforschen und erarbeiten Startups in Kooperation mit etablierten Unternehmen aus verschiedenen Disziplinen des Gesundheitswesens unter anderem auch neue Lösungen im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie.
 
Wie weit sind Sie mit dem Projekt?
Wir haben in der Voruntersuchung festgestellt, dass das Interesse sehr hoch ist. Das Konzept steht und das Thema ist hochaktuell. Jetzt geht es um die Finanzierung und die Trägerschaft des Zentrums.

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